Gründe gegen Feuerwerk: Dieser Artikel gehört zum vierteiligen Silvester-/Feuerwerks-Dossier, das wir zusammen gestellt haben. Unser Kinderheim KIDZ Shelter befindet sich im südindischen Sivakasi, der Welthauptstadt der Feuerwerksproduktion.
- Teil 1: Einleitung
- Teil 2: Was ist denn eigentlich erlaubt?
- Teil 3: Daten und Fakten zu Silvester und den Feuerwerken
- Teil 4: Gründe gegen Feuerwerk an Silvester! (diese Seite)
Wir wissen nun, wie wir Deutschen zu Silvester und den Feuerwerkskörpern stehen. Während viele das Böllern ablehnen, gibt es nach wie vor eine große Gruppe, die kräftig investiert. Natürlich mögen auch wir Feuerwerke, das haben wir zu Beginn des Dossiers schon festgestellt. Aber die Menge, die Jahr für Jahr in Deutschland verballert wird, sollten wir nun einmal kritisch den folgenden Aspekten gegenüberstellen. Und dabei finden sich genügend Gründe gegen ein Feuerwerk an Silvester.
Die Feinstaubbelastung.
Die Deutsche Umwelthilfe nennt hier die Freisetzung von etwa 5000 Tonnen giftigen Feinstaubs. Der entstehende Feinstaub aus Feuerwerkskörpern sei besonders giftig und würde etwa 16% dessen entsprechen, was jährlich im Straßenverkehr freigesetzt werde. Vor allem Menschen mit Atemwegserkrankungen seien davon betroffen (alleine in Deutschland leider etwa 80 Millionen, also jeder zehnte Bürger unter Asthma).
Utopia hatte für das Silvesterfest 2018 Bilanz gezogen. Demnach lagen 20 Städten über dem Grenzwert von 50 µg/m³. Frankfurt-Höchst und Schweinfurt meldeten jeweils alarmierende Werte von 77 µg/m³.
Die Müllbelastung.
Wir starten ins neue Jahr mit einer Menge Müll. Jeder kennt das, der erste Spaziergang des Jahres ist nicht nur ein Verdauen des mächtigen Essens und des süßlichen Neujahrssektes, sondern auch ein Ausweichen vom verböllerten Material, das überall herumliegt.
Das ZDF etwa spricht von 1.100 kommunalen Mitarbeitern, die am Neujahrstag im Einsatz seien. Alleine in den fünf größten Städten seien letztes Jahr 91 Millionen Tonnen Silvestermüll entsorgt worden.
Während wir Erwachsene natürlich spielend ausweichen können, sind Kinder dem Müll (und tatsächlich auch Blindgänger, die nicht gezündet haben) ausgeliefert. Es mehren sich von Jahr zu Jahr auch Berichte, wonach Haustiere in den ersten Tagen des neuen Jahres in Kliniken eingeliefert werden mit Magenproblemen. Grund ist der gegessene Böllermüll. Und wo wir bei Tieren sind, sprechen wir doch gleich mal über sie.
Die Belastung für unsere Haustiere.
Wer einmal seinen Hund an Silvester leiden sehen musste, der wird nie wieder böllern. Stundenlang müssen unsere Haustiere den Lärm und den Krach aushalten. Die lauten Böller und Kracher können von unseren Haustiere nicht als ungefährlich eingestuft werden. Wie die Tierschutzorganisation PETA angibt, sind weiterhin auch Wildtiere betroffen. Ganz zu schweigen von unseren Kindern, insbesondere Kleinkindern und Babys.
Einen hilfreichen Ratgeber für Hundebesitzer hat der Internationale Berufsverband der Hundetrainer herausgebracht, Ihr könnt ihn hier downloaden.
Unfälle.
Jeder kennt die Geschichten über „Beinahe-Unfälle“ an Silvester. Es ist ein Wunder, dass nicht mehr passiert. Während die meisten Bürger wissen, dass unter Alkoholeinfluss Autofahren gefährlich ist und ergo die Taxen an Silvester immer knapp werden, schießen Hinz und Kuntz völlig angetrunken Silvesterraketen durch die Gegend. Verletzungen an Händen und im Gesicht sind in jedem Kleinstadtkrankenhaus die Regel – eine offizielle Statistik ist nicht zu finden. Die Dunkelziffer würde deutlich höher liegen. Das Deutsche Ärzteblatt spricht alleine von 8.000 Innenohrschäden jährlich – verursacht durch Böller, die in der Nähe des Gehörs explodieren.
Noch schwerwiegender sind Hausbrände, auch diese kommen jedes Jahr aus Neue vor. Ohne Sensationslust zu verspüren, aber dieser Artikel über die Unfälle am Jahreswechsel 2016/17 zeigt eine kleine Auswahl, was alles passieren kann.
Die Produktion.
Es gibt ausreichend seriöse Hersteller von Feuerwerkskörpern – das steht außer Frage. Und glücklicherweise bieten die großen Verkaufsketten in der Regel nur seriöse Ware aus sicherer und seriöser Produktion (Aber Achtung: Im Dezember 2019 gab es eine Rückrufaktion, so entsprächen die genannten Produkte nicht der europäischen Norm EN 15947).
Bei Ware aus dem Internet sieht es schon anders aus, auch hier regelt der günstige Preis die Nachfrage. Und lauter und günstiger kann hier schon die Fairness von Produktion und Sicherheit in den Hintergrund drängen. Die Produkte sollen an dieser Stelle nicht verlinkt werden, aber googelt einmal selbst und macht Euch ein Bild.
Bei der ganzen „seriösen“ Produktion in Deutschland darf nicht vergessen werden, dass das Statistische Bundesamt eine Menge von fast 47.378 Tonnen nach Deutschland importierten Feuerwerkskörpern, alleine im Jahr 2018, ausweist. Das entspricht etwa einem Einfuhrwert von 121 Millionen Euro. Es handelt sich dabei ausschließlich um Produkte, die nicht in Deutschland produziert werden.
Ein Teil davon kommt auch aus Indien und China, den beiden wichtigsten Produzenten von Feuerwerkskörpern überhaupt. Liuyang in China und Sivakasi in Indien sind die beiden Welthauptstädte der Feuerwerksproduktion – in den beiden Staaten werden 97% (!) der weltweiten Produktion hergestellt.
Oftmals lassen die Produktionsbedingungen zu wünschen übrig, Sicherheitsstandards sind mehr als fragwürdig und auch Kinderarbeit – obwohl sie verboten ist – kommt auch immer wieder vor. Wer also unbedingt böllern möchte, sollte auf Artikel aus deutscher oder europäischer Produktion vertrauen und auf das CE Zeichen achten!
Die Kosten.
Wie bereits auf der vorherigen Seite erwähnt: Der Branchenverband der pyrotechnischen Industrie VPI benennt die Ausgaben für Feuerwerkskörper alleine an Silvester auf etwa 137 Millionen Euro für 2017. Für 2019 und auch (als Prognose) für 2020 wird der Wert von 122 Millionen Euro angegeben – alleine in Deutschland.

Spätestens an dieser Stelle sollte uns klar sein, dass wir mit einem Silvesterfeuerwerk in den Ausmaßen der letzten Jahre und Jahrzehnte den vielen fragwürdigen Punkten rund ums Böllern nicht gerecht werden.
#bildungstattböllern
Wir rufen dazu auf, weniger zu böllern und das neue Jahr mit einer Spende zu beginnen. Sei sie noch so klein, aber sie hilft den Mädchen im südindischen Sivakasi, in unserem Kinderheim. Und weil es sich bei dieser Stadt um die Welthauptstadt der Feuerwerksindustrie handelt, passt die Spende gleich doppelt.
Wichtig: Jeder Euro kommt in diesem Projekt an. Jährlich werden wir vom DZI zertifiziert und bekommen das Spendensiegel. Einmal im Jahr versenden wir an alle Spender eine Bescheinigung, die in der Steuererklärung vollumfänglich berücksichtigt werden kann.
Spenden für Kinder – zwei Möglichkeiten!
- entweder direkt über die Maske von Gut-für-Hamburg, hier kannst Du zum Beispiel mit Paypal zahlen.
- Oder per Bankverbindung: Deutsche Kreditbank AG, Schwerin
IBAN: DE66 1203 0000 1001 1888 10 (Verwendungszweck „KIDZ Shelter“)
Zum Dank laden wir alle Spender zu einem Vortrag und zu einem indischen Buffet nach Hamburg ein (2020 konnte das wegen Corona nicht stattfinden – wird aber baldmöglichst nachgeholt).
Und, Du darfst uns auch mit Deinen Likes bei Facebook oder Instagram helfen! Erzähle Deinen Freunden von uns!
Wer weiterlesen möchte, hier ist eine kleine Linksammlung:
- 7 Gründe, warum Du nicht mitmachen solltest – Ein Utopia Artikel, der die Tradition des Böllers kritisch unter die Lupe nimmt
- Die TAZ über die Produktionen in Sivakasi, zum Thema Kinderarbeit
- Utopia über die Produktionsverhältnisse in der Feuerwerksindustrie
- Gedanken zum Thema Feinstaub an Silvester
- Die Netzfrauen recherchieren zum den Umständen in der Herstellung von Feuerwerkskörpern
- Auch Veganswerk fragt nach dem Sinn des Silvester Brauchs
- Der WDR über die Inhaltsstoffe von Böllern
- Ein Statista Dossier zum Thema „Silvester“ – Zahlen und Fakten zum Jahreswechsel
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